Interview

Fischer Papier AG

Das schweizerische Papierunternehmen Fischer Papier AG schafft es immer wieder, mit innovativen Papierqualitäten seine Kunden zu überraschen. Wir sprachen mit Herrn Andreas Bernhard, Geschäftsleitung, um dem Geheimnis hinter seinen Verkaufserfolgen nachzugehen.

1. Sie sind ein familiengeführtes Papierhändlerunternehmen, das in knapp 35 Jahren stark gewachsen ist von 3 auf 220 Angestellten, von einer Handvoll Produkten auf 500 Papiersorten oder 10‘000 Artikeln. Sie besitzen heute hochmoderne Logistikzentren mit einer Kapazität von 40‘000 Palettenplätzen und mehr als 30 LKWs. Fischer Papier ist in der Schweiz Synonym für Produkt- und Servicequalität und insbesondere für Innovation. Wie schaffen Sie es, Trends zu antizipieren oder sogar zu beeinflussen.

Die erste Quelle für Trends und Innovationen sind ganz klar unsere Kunden. Dem Kunden zuhören zu können, was sie bewegt und was sie für Bedürfnisse haben, das ist die Basis für die meisten Innovationen der letzten Jahre. Zudem spielt auch unsere Geschichte mit. Meine Eltern haben das Unternehmen erst 1984 übernommen und die Positionen im Markt waren verteilt. Niemand hat auf uns gewartet. Es war die grosse Herausforderung, andere Wege zu gehen und mit Innovationen Gehör im Markt zu finden.

Das Thema Innovation ist über die Jahre in die DNA unseres Unternehmens eingeflossen. Die Mitarbeiter sind offen für Innovationen und setzen diese auch im Wissen um die Wichtigkeit für die Zukunft um. Zwischenzeitlich haben wir die Innovation auch in unserem Leitbild festgehalten: „Wir sind innovativ. Wir versuchen Trends frühzeitig zu erkennen und setzen sie mutig und entschlossen in neue Produkte um. Durch unsere kreative und einmalige Werbung sind wir unverwechselbar. Die Attraktivität des Sortiments pflegen und steigern wir durch Neuigkeiten. Veränderungen bei Dienstleistungen und dem Wandel bei Druckverfahren stehen wir offen gegenüber und sehen darin Chancen.“ Wir wollen unserer Konkurrenz immer eine Papierlänge voraus sein!

2. Sie waren der erste Papierhändler, der auf weisse Naturpapiere und braunen bzw. grauen Recyclingkarton im graphischen und Luxusverpackungsbereich setzte. Sie haben diese Qualitäten aufgespürt und oder mitentwickelt. Wie überzeugen Sie Ihre Lieferanten von solchen – für viele weit hergeholten – Ideen? Umgeben Sie sich von Gleichgesinnten in der Industrie?

Das ist wohl die schwierigste Aufgabe, Lieferanten für neue Ideen und Produkte zu begeistern und das in einem Umfeld, wo es primär um Standardisierung und Produktionseffizienz geht. Eine grosse Herausforderung.

Aus Erfahrung sind kleinere Werke offener für Innovationen. Dabei hilft uns auch der Leistungsausweis der letzten fünfzehn Jahre. Vieles was wir angefangen haben, wurde zum Erfolg und später kopiert. Jeder Trend beginnt im Kleinen, also mit kleinen Mengen.

In einem zweiten Schritt versuchen wir dann, Papierhändler in Europa zu finden, die mit uns das Produkt vermarkten, um so auch mehr Menge für eine effiziente Produktion generieren zu können.

3. Sie sehen „Kreativität als permanente Aufgabe“, um sich im heutigen preisumkämpften Markt behaupten zu können. Wie setzen Sie diese Bestimmung in Ihrem Unternehmen um? Welche Früchte trägt sie dieses Jahr?

Es gibt keine Bestimmungen. Das Leitbild gibt das grosse Bild vor. Wir versuchen innovativ zu sein. Im Moment arbeiten wir an acht neuen Produkten. Ich möchte hier noch nicht zu viel verraten. Aber so viel vorweg. Wir haben uns dem Thema Opazität gewidmet und versucht, das opakste Naturpapier der Welt zu entwickeln. Das ist uns erstaunlich einfach gelungen. Natürlich immer in Zusammenarbeit mit ausgewählten Lieferanten.

Auf der anderen Seite sehen wir einen grossen Trend hin zu mehr Haptik. Also den Tastsinn, das Gefühl betreffend. Der Markt sucht Papiere, die rau und matt sind. Salopp formuliert ist matt der neue Glanz. Hier arbeiten wir an einer superrauen Papieroberfläche, die aber gleichzeitig ein sehr gutes Druckresultat garantiert. Die ersten Drucktests sind sehr vielversprechend.

4. Die Zeiten des Papier- und Kartonhandels sind nicht einfach. Was sind für Sie die momentan grössten Herausforderungen im Markt und wie versuchen Sie, diese anzugehen? Wie sehen Sie Ihre Branche im Jahr 2040 oder 2050 in der Schweiz bzw. Europa?

Eine Prognose für das Jahr 2040 und 2050 zu wagen ist unmöglich. Viele unserer Kunden müssen sich fragen, wie sieht dieses Jahr aus oder wie sehen die nächsten Monate aus? Egal ob in der Schweiz oder in Europa, klar ist, dass es weitere Konzentrationen in der Druckindustrie geben wird. Vor einigen Jahren hatten wir noch 1‘500 Druckereien in der Schweiz. Heute sind es vielleicht noch 800, wobei ein Grossteil davon Kleindruckereien sind.

Der Print- und Papiermarkt in der Schweiz wird nie wieder wachsen. Wir prognostizieren über die nächsten Jahre einen weiteren Zerfall von 3 – 5 % pro Jahr. Wo und wann der Talboden gefunden wird, das wissen wir nicht. Es wird eine Konzentration auf grosse Druckzentren geben. Diese arbeiten industrieller und brauchen daher mehr Dienstleistungen bei der Logistik, Recycling und in anderen Bereichen. Diese Bereiche bauen wir momentan aus und betrachten den Kunden als Ganzes.

Dann denken wir sicher auch darüber nach, wie der Verpackungsmarkt in Zukunft funktionieren wird und welches unsere Rolle dabei sein kann. Wir gehen auch hier neue Wege und betrachten den ganzen Produktions- und Verpackungsbereich. Dabei stehen nicht nur die Produkte, sondern vor allem ganze Verpackungslösungen und Dienstleistungen im Fokus. Zur Stärkung dieser Bereiche gehört auch die Übernahme der Directpack Olten.

Wir haben in den letzten Jahren aber auch ein Standbein im Bereich der visuellen Kommunikation (IGEPA Adoc) aufgebaut und streben jetzt weitere Konsolidierungen in dieser Branche an. Nebst allen dazugehörigen Medien vertreten und verkaufen wir dazu die Digitaldruckmaschinen, Rollenplotter, sowie Flachbett-Plotter im Ink-Jet Bereich samt Schneid- und Fräsmaschinen. Dazu gehört auch ein Team von Technikern und Servicefachleuten.